Engagement vorgestellt - Patenschaften
Mehrin Ashazi* kam 2020 mit einer Übersetzerin zu uns in den Bürgerhafen. Sie wirkte zurückhaltend und bat um Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. Knapp zwei Jahre zuvor war sie in Deutschland angekommen. Gertrud Gundlach*, eine hilfsbereite Seniorin der ersten Stunde im Bürgerhafen, interessierte sich für eine Patenschaft und die Konstellation schien passend, wie sich in der vermittelnden gemeinsamen Gesprächsrunde mit der Übersetzerin herausstellte.
Die beiden Frauen hatten jedoch zunächst mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Da gab es beispielsweise die Sprachübersetzung – als eigentlich hilfreiches Tool auf dem Smartphone – das es zu erschließen galt. Dann legte die Corona-Pandemie dieser gerade begonnenen Patenschaft Steine in den Weg. Aber Mehrin und Gertrud blieben hartnäckig, ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und „trafen“ sich in der digitalen Welt. So fanden sie trotz langer Pause der Präsenztreffen zueinander und lösten einen Knoten nach dem anderen auf dem Weg in ein Leben in Greifswald. Denn es war viel mehr aus dem reinen Deutschlernen geworden. Den Anstoß gab ein kleiner Zettel, den Mehrin Gertrud eines Tages bei einem Treffen gab. Darauf stand nur ein kurzer Satz: Ich suche eine Arbeit. Gertrud lächelt heute glücklich über die Entwicklung von Mehrin, die eine Freundin geworden ist. Sie hat ihren Weg gemacht, in eine eigene Wohnung, in einen unbefristeten Arbeitsvertrag trotz eines Aufenthaltstitels, der (noch) keine langfristige Sicherheit bietet. Und auch das Fahrradfahren lernte sie mit Gertrud. Sie hat an Selbstbewusstsein gewonnen und fühlt sich in Greifswald angekommen.
*Namen geändert
Wie ergeht es denen, die bei uns Schutz vor Krieg und Gewalt suchen? Was mag die größte Herausforderung für Geflüchtete sein? Welche Hilfe ist überhaupt am wichtigsten, wo fängt es an? Von außen betrachtet scheint das meiste in Deutschland unklar und fremd. Die Sehnsucht nach einer Person, einem Freund, einer Freundin, mit der man sprechen kann, liegt nahe. Jemand Vertrautes, der sie durch diese neue Welt begleitet … Aus dieser Sehnsucht resultiert die Idee der Patenschaften, die genau diese Lücke der Hilfe in den institutionellen Strukturen schließen möchte. Menschen, die als Geflüchtete neu nach Deutschland kommen, sind nicht freiwillig hier. Die Umstände haben sie dazu gezwungen. Sie sind aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen und brauchen unsere Hilfe in Form von Willkommenskultur. Im Bürgerhafen werden im Projektbereich Integration seit 2015 solche Patenschaften für Geflüchtete vermittelt. Bei der Auswahl der Beteiligten für die Vermittlung in eine Patenschaft versuchen wir die Bedürfnisse der Hilfesuchenden und die Möglichkeiten und Angebote des Paten möglichst passend zuzuordnen.
Im Gespräch zum gegenseitigen Kennenlernen findet der erste gegenseitige Austausch statt, dessen Ablauf zwar begleitet, aber nicht vorbestimmt wird. Im Fokus stehen hier die Fragen und Antworten der Betroffenen. Organisatorische Infos von unserer Seite und eine Terminvereinbarung zum ersten Treffen innerhalb der Patenschaft vervollständigen das Gespräch. Selbstverständlich hält der Bürgerhafen den Kontakt und steht der Patenschaft bei Fragen und Problemen hilfreich zur Seite.