Einmal im Monat baut unsere Mitarbeiterin Raagna Runge das Demenz-Atelier auf. Es geht dabei darum alle Sinne anzusprechen und die älteren Menschen aktiv zu halten. Im Oktober war das Thema: der Kürbis. Es gab zwei Häppchen zum probieren, ein vorgelesenes Gedicht, Exemplare zum anfassen und natürlich Bilder zum betrachten. Je länger Raagna erzählt und Fragen stellt, desto mehr tauen die Teilnehmerinnen auf. Erinnerungen an früher werden wach, Geschichten werden geteilt und es wird sogar geschmunzelt und gekichert.
Nach der Einleitung geht es ans Handwerk. Mit Pinseln, Wachsmalkreiden, Bleistiften und Fingerfarbe ausgerüstet, soll ein Kürbis gemalt werden. „Oh nein, das kann ich nicht! Das ist viel zu schwierig“, tönt es von überall um den Tisch. Doch aufgeben und sich entmutigen lassen kommt nicht in Frage. Mit liebevoller Geduld und ehrlicher Begeisterung motivieren Raagna und ihre Begleiterin die Damen und freuen sich wie kleine Kinder über jeden Strich und jeden Farbtupfer. Das ist ansteckend. Auch die Künstlerinnen selbst bekommen Freude an der Arbeit und an ihren Werken. Immer mehr Ideen sprießen und bald zieren nicht mehr nur Linien die weißen Blätter, sondern Kürbisse in allen Variationen und mit Verzierungen im Hintergrund. Die Hände voller Farbe und ein stolzes Lächeln auf dem Gesicht möchten die Teilnehmerinnen gar nicht mehr aufhören zu malen. Einige haben früher täglich gezeichnet und ihre Gemälde schmücken noch heute ihre Zimmer in der Altersunterkunft. Andere sind mit ihrem Werk noch nicht zufrieden und wollen die Stifte noch lange nicht aus der Hand legen. Doch auch darauf ist Raagna vorbereitet. Sie hatte die tolle Idee verschiedene Bilderrahmen mitzubringen und die Teilnehmerinnen dürfen nun auswählen welches Bild welchen Rahmen bekommen soll. Je nach Farbton bekommt das Werk eine andere Ausstrahlung und Stimmung. Es wird eifrig beraten, welche Kombinationen am schönsten sind.
Nach den zwei Stunden bedanken sich alle und fragen fröhlich, wann denn das nächste Atelier stattfindet. Man sieht den Teilnehmerinnen die gute Stimmung und die Vorfreude auf das Wiedersehen an. Das Angebot macht einen großen Unterschied für ihren Tag. Sie spüren sich selbst wieder mehr, haben etwas erschaffen, auf das sie stolz sein können und waren mit anderen im Austausch. Nicht nur das gemeinschaftliche Beisammensein regt an, sondern auch die verschiedenen Sinneseindrücke. All das ist eine gute Gesundheitsvorsorge und pflegt das Gehirn, sodass die Demenzerkrankung langsamer voranschreitet. Die detailreiche und fantasievolle Planung, die Raagna in die Vorbereitung des Ateliers investiert, zahlt sich aus. Für das letzte Demenz-Atelier im Dezember sucht sie noch nach einer oder zwei Personen, die Lust hätten, sie zu begleiten. Es ist einfach schön, wenn jede Teilnehmerin ausreichend Aufmerksamkeit und Unterstützung beim Malen bekommt. Wenn jemand daneben steht, lobt und ermuntert weiterzumachen, blühen die Damen richtig auf. Man sieht die Augen leuchten und das Selbstvertrauen steigen. „Doch, ich kann das!“, scheinen die Kürbisse ihren Urheberinnen zuzuzwinkern und diese antworten prompt: „Das ist schön geworden. Es hat wirklich Spaß gemacht!“
Bis zum nächsten Mal im Demenz-Atelier!
Möchten Sie beim letzten Termin im Dezember dabei sein und Raagna unterstützen? Dann melden Sie sich gerne im Bürgerhafen, Tel. 03834 517814